Wer sich mit der Frage "gesetzlich oder privat" befasst, hört die verschiedensten, meist sehr allgemein gehaltenen Argumente:
• Die private Krankenversicherung ist zu Beginn billiger und besser.
• Wenn dann später eine Familie gegründet wird, ist der Familienbeitrag zur privaten Krankenversicherung höher als zur gesetzlichen.
Dann wünscht man sich, man wäre in seiner gesetzlichen Krankenkasse geblieben. Aber ein Zurück gibt es nicht.
• Die private Krankenversicherung wird mit steigendem Alter immer teurer, bis man sie sich schließlich kaum noch leisten kann.
Betrachtet man den Leistungsunterschied zwischen privater und gesetzlicher Krankenkasse, scheinen Privatversicherte im Vorteil.
Nach Ansicht der Verfechter der privaten Krankenkassen erhalten privat Versicherte beim Arzt oder im Krankenhaus bessere Leistungen:
• Weil der Arzt für die Behandlung von Privatpatienten mehr Geld berechnen darf als bei der gesetzlichen.
Er wird sich deshalb für die Behandlung mehr Zeit nehmen und dem Privatpatienten vielleicht größere Aufmerksamkeit widmen.
• Weil der Arzt die Behandlungsmethode in größerer Freiheit als bei der gesetzlichen Regelleistung wählen kann.
Er wird entscheiden, ohne gleichzeitig an das Budget denken zu müssen.
Das gilt auch für die Verordnung von Medikamenten.
• Weil im Krankenhaus eine Chefarztbehandlung möglich ist und der Arzt frei gewählt werden kann.
1.1. Gesetzliche Krankenversicherung
In der gesetzlichen Krankenversicherung werden die Beitragssätze einkommensabhängig erhoben:
Wer weniger verdient, zahlt geringere Beiträge - wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Beispiel:
Ein Angestellter mit Bezügen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze zahlt den Höchstbeitrag (zur Zeit zwischen rund 13 bis fast 15 Prozent) oder rund 450 Euro.
Die Hälfte dieses Beitrags trägt der Arbeitgeber.
Wer 500 Euro im Monat verdient, zahlt nur rund 70 Euro (zur Hälfte).
Wer sehr gut verdient, zahlt also ein Vielfaches - und das für die gleichen Leistungen. Es gilt das Prinzip der Solidarität des Stärkeren mit dem Schwächeren:
In der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es außerdem einen Umverteilungsprozess von Ledigen auf Verheiratete:
Nicht-erwerbstätige Ehepartner sowie alle Kinder sind ohne Zusatzbeitrag mitversichert.
Frauen leben länger und verursachen statistisch betrachtet in der Krankversicherung höhere Kosten als Männer.
Da Frauen und Männer in der gesetzlichen Krankenkasse gleiche Beitragsätze zahlen, gilt auch hier das Prinzip der Solidarität.
34 Private Krankenversicherung
Die private Krankenversicherung kennt diese einkommensabhängige Beitragserhebung nicht.
Die Straßenbahnfahrerin zahlt genauso viel wie die Vorstandsvorsitzende eines großen Unternehmens.
Das bedeutet aber auch: Wenn eine Familie gegründet wird und weitere Familienmitglieder hinzukommen, wird für jedes neue Familienmitglied auch ein neuer, eigenständiger Beitrag fällig.
1.2. Altersabhängige Kostensteigerungen
Ältere Menschen sind statistisch gesehen häufiger und schwerer krank als jüngere.
Sie verursachen damit höhere Kosten im Gesundheitswesen - sowohl für die gesetzliche als auch für die private Krankenversicherungsgemeinschaft.
Wer privat versichert ist, wird wahrscheinlich im Alter einen höheren Beitrag zahlen, als die Mitglieder der gesetzlichen Krankenkasse.
Man sollte deshalb in der Phase der Berufstätigkeit soviel gespart haben, dass man sich die höheren Beiträge im Alter leisten kann.
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung wird der Beitrag nicht durch die Risikofaktoren Alter oder Geschlecht bestimmt.
Er ist ausschließlich vom Einkommen abhängig.
Zu einer Beitragssteigerung wegen des Alters des Versicherten kann es deshalb nicht kommen.